Kultur und Religion

Kultur
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Wir schützen Glaubensfreiheit und kulturelle Vielfalt - und ziehen klare Linien gegen religiösen Zwang und Antisemitismus. Religionsunterricht bleibt erhalten und wird dort, wo gewünscht, konfessionsverbindend gestaltet; islamischer Religionsunterricht erfolgt staatlich organisiert auf Grundlage des Grundgesetzes. Ethik ab Klasse 1 stärkt gemeinsame Werte. Kultur bleibt frei, vielfältig und verantwortungsvoll - vom immateriellen Erbe bis zur Provenienzforschung.

Die Freiheit, zu glauben oder nicht zu glauben, das Recht „nach der eigenen Façon selig zu werden“ verstehen wir als zentrales Freiheitsrecht unserer Gesellschaftsordnung, das Liberale über Jahrhunderte hinweg politisch erstritten und seit jeher verteidigt haben. Daher sind und bleiben wir Freie Demokraten verlässlicher Partner der Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die Menschen Orte und Gelegenheiten ermöglichen an denen verbindende Werte und Traditionen weitergegeben und weiterentwickelt werden. Wir schätzen den unverzichtbaren Beitrag, den Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften und ihre Werke und Institutionen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Pflege, durch ihre Seelsorge in Bundeswehr und Polizei und Krankenhäusern und mit ihren Beratungsstellen für unsere gesamte Gesellschaft leisten. Darüber hinaus leisten sie durch das Erhalten ihres kulturellen Erbes in Musik, Kunst und Gebäuden einen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs und bringen ihre gewachsenen Traditionen und Perspektiven ein.

Als Freie Demokraten sind wir einer toleranten und freien Gesellschaft verpflichtet. Daher stellen wir uns auch konsequent jeder Art von religiösem Zwang und jeder religiösen Bewegung entgegen, die die Werte und das Recht unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung missachtet oder bekämpft, die zur Polarisierung in der Gesellschaft beiträgt und insbesondere gegen alle, die Antisemitismus tolerieren oder fördern.

Wir werden:

- mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften Baden-Württembergs auf Augenhöhe zusammenarbeiten und ihre Rolle als kritische Partner des gesellschaftlichen Diskurses bewahren.

- den Religionsunterricht an unseren Schulen erhalten und inhaltlich stärken. Konfessionsverbindende Modelle – wo gewünscht – unterstützen wir.

- einen staatlich organisierten, auf dem Boden des Grundgesetzes stehenden und den Werten der Aufklärung verpflichteten islamischen Religionsunterricht, der religiöser Radikalisierung und der Bildung von Parallelgesellschaften vorbeugt, voranbringen und die Rahmenbedingungen für die Ausbildung der dafür notwendigen Lehrkräfte schaffen.

- flächendeckenden Ethik-Unterricht ab Klasse 1 – in Ergänzung zum konfessionellen Religionsunterricht – einführen.

- den Schutz des jüdischen Lebens in Baden-Württemberg kompromisslos durchsetzen und klare Kante gegen jede Form von Antisemitismus zeigen.

Musik und darstellende Künste begleiten und verschönern unseren Alltag. Ob in Form von Kunstwerken und anderen visuellen Darstellungen, in Form von Theatern, Tanz oder Ballett, oder in Form von Chören und Orchestern, Konzerten, der Playlist oder dem Radio schenken sie uns Freude und sind zugleich aber als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und Zustände auch Anregungen zum Nachdenken und zum Verstehen. In ihnen erleben wir die Gegenwart, erfahren Geschichte und Kultur und sehen, wie sie heute erzählt wird. Durch sie wird sichtbar und hörbar, was oft unausgesprochen bleibt.

In einer sich immer stärker polarisierenden Welt ermöglichen sie Verständigung über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. Unsere Orchester, Chöre und Tanz- und Theaterensembles – zumeist und wesentlich getragen durch ehrenamtliches Engagement – stehen für Gemeinschaftssinn, für Leidenschaft, Geduld und Disziplin, für eine Gesellschaft die sich für andere zu verstehen geben und miteinander klingen will. Sie stärken Empathie und Dialogbereitschaft – Voraussetzungen für Freiheit in einer Gesellschaft.

Die große Vielfalt, in der uns Kunst, Musik, Tanz und Theater begegnen, nehmen wir nicht als Selbstverständlichkeit, sondern sehen in ihr eine erhaltens- und schützenswerte Dimension unserer Identität als freie Gesellschaft.

Wir werden:

- die Kulturförderung in einem Landeskulturplan analog zum Landessportplan zusammenführen – für mehr Verlässlichkeit, Übersichtlichkeit und Schlüssigkeit in der Kulturförderung.

- die Kultur in ihrer ganzen Breite fördern und Vereine, Kultureinrichtungen in nicht-öffentlicher Trägerschaft sowie Ehrenamtliche tatkräftig unterstützen. Die Förderung innovativer Kulturansätze und digitaler Angebote hat dabei besondere Bedeutung. Privates Engagement für die Kultur durch Mäzenatentum und Sponsoring begrüßen wir.

- den Sanierungsfahrplan für die Stuttgarter Staatsoper überprüfen und mögliche Einsparpotenziale nutzen, beispielsweise statt einer teuren Interimslösung einen nachnutzbaren Neubau umsetzen. Eine Unterstützung der geplanten Maßnahmen durch Private soll verstärkt in den Fokus genommen werden.

- die vielfältige Struktur der Schaffung neuer und Präsentation bestehender Werke der bildenden Kunst erhalten. Private Galerien und der Kunsthandel haben dabei eine wichtige Rolle und sollten nicht durch Bürokratie behindert werden.

- den Bürokratieaufwand bei der Kulturförderung und kulturferne Förderkriterien konsequent abbauen.

- die Musikhochschulen, Ballett-Ensembles, Landesbühnen und -orchester erhalten und in ihrer Weiterentwicklung unterstützen.

- an unseren Musikhochschulen weiter eine qualifizierte Ausbildung gewährleisten für Solo- und Orchestermusiker, für das Lehramt an Gymnasien, Musikpädagogen an den Musikschulen und Dirigenten der Chöre und Orchester.

Je schneller sich unsere Welt verändert, tatsächliche und vermeintliche Fakten zugänglich sind und Meinungen, Kritik und Informationen in der digital vernetzten Welt verfügbar sind und sich in Windeseile verbreiten, desto mehr brauchen wir alle die Kompetenz, Fakten von Falschinformationen und Meinungen voneinander zu unterscheiden, sie einzuordnen und kritisch zu würdigen oder zu verwerfen.

Gerade in einer immer digitaleren Welt unendlicher Optionen braucht es hierfür die Geistes- und Sozialwissenschaften, die uns Grundlagen und Maßstäbe vermitteln, an denen wir uns orientieren, unsere Umwelt prüfen und beides entwickeln können.

In diesem Sinne leisten unsere geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten Großartiges, auch wenn ihre Leistungen nicht immer unmittelbar „verwertbar“ erscheinen. Sie pflügen und festigen zugleich den Grund, auf dem eine mündige, freie und tolerante Gesellschaft wachsen, sich entwickeln und bestehen kann.

In diesem Sinne sind auch unsere Museen, Gedenkstätten, Archive, Bibliotheken und Kulturgüter mehr als Ausstellungsräume, Ausflugsziele, Zeitvertreib oder gar Ballast vergangener Zeiten. Vielmehr sind sie für uns Freie Demokraten Orte und Gelegenheiten, an denen gelernt und verstanden und für die Gegenwart und Zukunft Orientierung gewonnen werden kann.

Wir werden:

- Forschungsvorhaben zur Landesgeschichte fördern und die Landesmuseen und Gedenkstätten im Land darin unterstützen, ihre Ausstellungen analog wie digital und auch didaktisch zeitgemäß weiterzuentwickeln und die nötigen Fachkräfte zu gewinnen.

- die Landesgeschichte, unsere Kulturgüter und Gedenkorte stärker im Curriculum unserer Schulen verankern und den Geschichtsunterricht stärker auf geistesgeschichtliche Erkenntnisse ausrichten.

- die nationale und internationale Anerkennung der immateriellen Kulturgüter unseres Landes voranbringen und für ihren Erhalt und ihre Förderung eintreten.

- dafür sorgen, dass Baden-Württemberg auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften universitär wie außeruniversitär ein erstklassiger Lehr- und Forschungsstandort bleibt.

- einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Kulturgütern pflegen und durch verlässliche Provenienzforschung sicherstellen, dass die Rückgabe von Raubkunst an die Berechtigten im Einvernehmen der Beteiligten gelingt.