Start-Ups in Baden-Württemberg stärken

Baden-Württemberg ist wirtschaftliches und innovatives Schwergewicht unter den deutschen Bundesländern: Es ist das exportstärkste Bundesland in Deutschland und hat die drittstärkste Wirtschaftskraft. Es hat die meisten Hochschulen und die zweitmeisten Hochschulabsolventen. Zahlreiche Mittelständler, aber auch bedeutende Großkonzerne nennen die Gegend zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, von Bodensee bis Rhein ihre Heimat. Bei einem Thema hinkt unser Land aber hinterher: Bei Start-ups nimmt Baden-Württemberg nur eine vergleichbar schwache Position ein. Hier liegen die viel kleineren Stadtstaaten Berlin und Hamburg deutlich vor Baden-Württemberg. Gegenüber den größeren Flächenstaaten Bayern und Nordrhein-Westfalen ist man weit abgeschlagen.

Dabei spielen Start-ups eine essentielle Rolle für Wirtschaft, Wohlstand und Innovation: Sie schaffen neue Arbeitsplätze und generieren Steuereinnahmen und Wohlstand. Sie verhelfen Innovationen zum Marktdurchbruch und bringen frische Geschäftsmodelle in die Anwendung. Und sie regen bestehende Unternehmen, aber auch Staat und Verwaltung dazu an, sich zu erneuern und zu modernisieren. Eine Gründerkultur sowie wirtschaftliches Denken und Handeln muss viel umfassender in unser Bildungssystem Einzug halten.

Es sind also dringend mehr Anstrengungen für Start-ups und für unternehmerisches Denken in Baden-Württemberg notwendig. Was eine zielgerichtete Politik leisen kann, hat die Bundesregierung mit ihrer Start-up-Strategie eindrucksvoll demonstriert. Es ist höchste Zeit, dass auch die Landesregierung nachzieht und ihre Aktivitäten im Politikfeld Start-ups intensiviert.

Die Freien Demokraten - FDP Baden-Württemberg fordern daher für unser Land:

1. Bürokratiearme Gründungsphase für Start-Ups

Start-ups und Gründern muss es ermöglicht werden, in einer sogenannten Sand-Box-Phase unter reduziertem bürokratischen Aufwand erste unternehmerische Schritte zu gehen. Hierbei müssen die Chancen der Digitalisierung vollumfänglich genutzt werden.

2. Mehr Venture-Capital für Start-Ups

Baden-Württemberg und seine Start-ups brauchen eine stärkere Finanzierung und insbesondere mehr Venture-Capital auf allen Stufen der Start-Up-Entwicklung – von der Pre-Seed-Phase bis zur Later Stage. Staatlich co-finanzierte Beteiligungsfonds könnendazu eine wichtige Rolle einnehmen. Wir fordern daher eine signifikante Ausweitung des Engagements des Landes bei Wagniskapitalfonds. Bayern und Nordrhein-Westfalen spielen hier in einer ganz anderen Liga und zeigen, was hier möglich ist. Private Investoren müssen intensiver und steuerlich begünstigt involviert werden.

3. Mehr öffentliche Aufträge für Start-Ups

Die OECD geht davon aus, dass öffentliche Beschaffungen in Deutschland jährlich ein Volumen von etwa 500 Milliarden Euro haben. Das entspricht etwa 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder 35 Prozent der Staatsausgaben. Damit entfalten diese Ausgaben eine enorme Marktwirkung und können wichtiger Hebel für Erfolg und Misserfolg von Unternehmen sein. Allerdings sind Start-ups bei öffentlichen Aufträgen massiv unterrepräsentiert: Nicht einmal 5 Prozent aller Start-up-Kunden sind öffentliche Behörden.

Es gilt daher, dieses Potential endlich zu heben und damit Chancengleichheit für
Start-ups zu schaffen sowie die öffentliche Verwaltung zu modernisieren. Dazu muss es eine signifikante Modernisierung des Vergabewesens geben: Start-ups und Auftraggeber müssen systematisch vernetzt werden, um gegenseitige Bedarfe und Fähigkeiten, Regelungen und Möglichkeiten besser kennenzulernen. Vergaben müssen sich stärker an Prinzipien des Risikomanagements und weniger der Risikovermeidung orientieren. Und Vergabefachleute müssen besser geschult werden, um die Vorteile innovativer Vergabemodelle besser kennenzulernen. Nicht zuletzt müssen alle Vergabeprozesses des Landes Baden-Württemberg digitalisiert und somit unternehmensfreundlicher werden. Als Ergebnis dieser Maßnahmen ist auch ein leichterer Zugang von Start-ups zu öffentlichen Aufträgen zu erwarten.

4. Bedarfsorientierte und technologiefokussierte Förderungen

Förderungen für Start-ups und die staatliche Unterstützung eines Start-up-Ökosystems sind ein essentieller Baustein für erfolgreiche Gründungen. Förderprogramme und Finanzierungen, Beratungen und Vernetzung, Acceleratoren und Hochschulunterstützungen haben daher eine wichtige Funktion. Diese Förderungen müssen aber bedarfsorientiert und zielgruppenoffen ausgestaltet sein – die Zukunft der Wirtschaft lässt sich nicht staatlich planen. Programme, die beispielsweise nur auf GreenTech fokussieren oder ausschließlich Sozialunternehmen in den Blick nehmen, ersetzen dabei Kreativität und Freiheit durch zentrale Detailsteuerung mit einseitigen Kriterien. Wir fordern daher eine themenoffene und ideologiefreie Ausrichtung aller Förder- und Unterstützungsprogramme in Baden-Württemberg.